Es gibt einen alten medizinischen Witz, dass "es keine gesunden Menschen gibt, es gibt nur untererforschte Menschen." Alfred Adler, einer der führenden deutschen Psychologen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, formulierte eine ähnliche Aussage zur Persönlichkeitspsychologie. Aus bestimmten Positionen verdient diese Aussage wirklich Aufmerksamkeit.
Definition einer normalen Person
"Normale Menschen sind nur diejenigen, die Sie wenig kennen", sagte Adler. Angesichts der Tatsache, dass Alfred Adler der Begründer des individuellen Psychologiesystems ist, ist es sinnvoll, auf seinen Standpunkt zu hören. Zunächst ist es jedoch erforderlich, die Terminologie und insbesondere das Konzept der Normalität zu bestimmen. In der Medizin (einschließlich Psychologie) bezieht sich eine Norm auf einen bestimmten Zustand eines Organismus, der seine Funktionen nicht beeinträchtigt. Psychiater hingegen definieren einen Normalzustand als eine Reihe von Indikatoren, die bestimmten Erwartungen und Ideen entsprechen.
Sigmund Freuds Haltung gegenüber Alfred Adler war zunächst recht loyal, aber in späteren Briefen nannte der Begründer der Psychoanalyse Adler paranoid und behauptete, er habe "unverständliche" Theorien aufgestellt.
Auf dieser Grundlage kann grundsätzlich gesagt werden, dass eine „normale Person“ eine ziemlich flexible Definition ist, die weitgehend von den Werturteilen anderer Personen abhängt, die sich für normal halten. Da es sich um soziale Interaktionen handelt, muss natürlich die Meinung der Gesellschaft berücksichtigt werden, aber wir dürfen nicht vergessen, dass selbst eine sehr große Anzahl von Menschen Fehler machen kann. Dies macht sich insbesondere am Beispiel mittelalterlicher Gelehrter bemerkbar, die mit einer strengen Ablehnung ihrer Entdeckungen und Ideen konfrontiert waren und von denen einige sogar hingerichtet wurden.